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«Wandzeitung» vom 12.11.2016:

WHO, UNO und Unesco loben sie regelmässig und die Medien verschweigen ihre Arbeit:

Kubanische Sanitätsleute im Einsatz.

Ban Ki Moon, UNO-Generalsekretär, sagte 2014: «Sie sind immer die Ersten, die vor Ort sind, und die Letzten, die gehen.» Gemeint ist das kubanische Gesundheitspersonal, das im Rahmen seiner internationalen Einsätze bei Naturkatastrophen und Epidemien in betroffene Länder reist. Weltweit sind derzeit 50 000 kubanische Gesundheitsexperten in 68 Ländern tätig. Mitglieder der Ärzte-Brigade Henry Reeve waren in den letzten Jahren auch in Haiti, Pakistan und Ecuador.

Fidel Castro, ehemaliger Präsident Kubas, hatte diese Brigade 2005 gegründet, nachdem Wirbelstrum Katrina New Orleans verwüstet hatte. Henry Reeve war ein US-amerikanischer Arzt, der an der Seite der Kubaner im Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien gefallen war. Dr. med. Graciliano Díaz Bartolo aus Santiago de Cuba lernte ich im Oktober 2016 in Konstanz kennen. Er war der Einladung von Dr. med. Klaus Piel, Humanitäre Cubahilfe, aus Bochum gefolgt und befand sich während zweieinhalb Wochen auf einer Vortragsreise durch Deutschland. Konstanz war die zweitletzte Station seiner Reise. 2014 befand sich Dr. Díaz Bartolo schon fast drei Jahre in Afrika. In Conakry, der Hauptstadt Guineas, kümmerte er sich als Leiter einer medizinischen Brigade um Malaria- und Aids-Kranke. Dann kam die Schreckens-Nachricht: Die Ebola war zurück.

Heute weiss man, dass die Krankheit, die das erste Mal im Jahr 1976 ausgebrochen war, von einer Fledermaus übertragen wird. Entweder durch ihre Fäkalien oder durch Früchte, die von den Tieren angebissen wurden. Im Jahr 2014 erklärte Ban Ki Moon die Ebola zur Epidemie. Die Präsidenten Guineas und der Nachbarländer Sierra Leone und Liberia baten Kubas Präsidenten Raúl Castro um die Entsendung zusätzlicher Ärzte. In der Folge empfing Dr. med. Díaz Bartolo im Oktober 2014 seine Berufskollegen. «Ärzte ohne Grenzen», die schon Erfahrung im Umgang mit Ebola-Kranken hatten, weigerten sich unter Vorwänden, mit den Kubanern zusammenzuarbeiten. Diese konnten nichts anderes tun, als das An- und Ausziehen der Schutzkleidung zu üben. Denn Ebola ist hochansteckend. Nach einer Zwei-Tages-Reise in ein Ebola-betroffenes Dorf erhielten die Weitgereisten eine Einführung von Fachleuten Guineas. Die Kubaner beobachteten, wie die Patienten die oral verabreichten Medikamente fast sofort erbrachen. Die einheimischen Ärzte sagten, die Schutzkleidung verunmögliche das Legen einer Infusion, es sei zu gefährlich. Die Kubaner aber sahen keine andere Möglichkeit, die Patienten zu retten. «Ärzte ohne Grenzen» und der US-Botschafter Guineas wurden auf die Kubaner aufmerksam. Sie wunderten sich, dass die Kubaner so viele Leben retteten und dabei nicht an Ebola erkrankten. Der US-Botschafter liess sich fortan regelmässig von den Kubanern untersuchen.

Dr. med. Díaz Bartolo erzählte während seines Vortrages in Konstanz, man frage die Kubaner oft, weshalb sie quasi gratis arbeiteten. «Wir arbeiten aus Solidarität und aus rein menschlichen Gründen», war seine Antwort. Wenige Stunden nach seiner Ankunft am 8. Oktober 2016 in Havanna reiste der Hausarzt wieder ab. Sein Ziel: Das von Wirbelsturm Matthew verwüstete Haiti.


Rosmarie Schoop,
12.11.2016, 115. Jahrgang, Nr. 317.

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Standpunkte:

26.11.2016, 18:54 Uhr.

Herbert Hasler schrieb:

Im Artikel vom «Tagi» wird das Problem auf den Punkt gebracht: Klopft der Arzt einem Patienten mit dem Hämmerchen gegen das Knie, schnellt automatisch der Unterschenkel nach oben. Redet ein Fidel-Bewunderer – ob auf Kuba oder irgendwo sonst auf der Welt – von der Revolution, so formt sein Sprechapparat ebenso automatisch die Worte: Kostenloses Gesundheits- und Bildungswesen. Dass auf der Karibikinsel jeder Kranke zum Arzt und jedes Kind zur Schule und später auf die Uni kann – und dies gratis – ist das argumentative Bollwerk der Fidelisten schlechthin.


26.11.2016, 18:37 Uhr.

Simona Bill schrieb:

Es gibt immer Menschen, die selbstlos und aus Solidarität handeln, besonders wenn sie die Not vor Augen haben. Diese Eigenschaft ist nicht an ein Land gebunden. Kubanische medizinische Auslandhilfe ist von der kubanischen Regierung als Propagandainstrument gut finanziert. Auch in Kuba bekommen oft Ausländer eine bessere medizinische Versorgung, als die Kubaner selbst. Leider war und ist die kubansiche Dikatatur teilweise extrem radikal und jede politische Opposition wird mit allen Mitteln gnadenlos ausgelöscht. Für die Kubaner ist es schwer, die gratis medizinische Versorgung dankbar zu sein während massive Einschränkungen der persönlichen Freiheit und der Meinungsäusserungsfreiheit auch zu ihrem Alltag gehören. Wenn Kuba das Paradies und die USA der Teufel wären, wäre die Fluchtbewegung nicht von Kuba in die USA, sondern umgekehrt.


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