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«Wandzeitung» vom 17.4.2016:

100 Jahre Winterthurer Verkehrsbetriebe:

Visionen.

Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Winterthurer Verkehrsbetriebe verfassten 5 Autorinnen und 26 Autoren ihre Vision über den öffentlichen Verkehr in 50 Jahren. Bald sind seit der Veröffentlichung der Beiträge 20 Jahre vergangen und es kann eine Zwischenbilanz gezogen werden. Allerdings waren verschiedene Visionen schon 1998 nicht visionär, sondern kleinkariert. Ein «Visionär» wollte mehr Parkplätze, ein anderer mehr Strassen und den Heiligbergtunnel. Visionär wird’s beim Seilbahnbauer, er möchte in Winterthur Seilbahnverbindungen etablieren, denn «Das Herumschütteln der Passagiere in alten Bussen wird so ein Ende finden». Bundesrat Moritz Leuenberger wurde ebenfalls als Autor angefragt. Er hätte viele Visionen, aber keine Zeit zu schreiben. Pragmatische Visionen sind Busse, die kaum mehr Abgase erzeugen und aus Sicherheitsgründen langsamer fahren. Gab’s 1998 so viele wilde Kerle als Bus-Chauffeure? Ein anderer Visionär will unterirdische Schnellbahnen durch Winterthur und zu anderen Ballungszentren. Vielleicht ein Joker für Beschäftigungsprogramme der notleidenden Bauindustrie in 50 Jahren? Ein anderer Ideenlieferant will nicht nur Verkehrs- sondern auch Beschäftigungsprobleme in 50 Jahren lösen. Er meint, das Tram soll in Winterthur zu neuer Blüte gelangen und fabuliert: «Mein Billett löse ich beim Kondukteur. Dutzende von neu geschaffenen Stellen machen das Tram, das rund um die Uhr verkehrt, zu einem bequemen und sicheren Verkehrsmittel.» Andere Visionäre möchten Stellen abschaffen: Der chiptragende Fahrgast wird beim Einsteigen in den Bus registriert und der Fahrpreis direkt seinem Bankkonto belastet. Die kürzeste Vision stammt von Frau E.S.: «Meine Fantasie lässt mich leider im Stich. Doch ich bin mit dem heutigen Angebot der Verkehrsbetriebe sehr zufrieden.» Da reiben sich Stadtregierung und Stadtbus die Hände, 50 Jahre lang. Eine Entwicklung, 1998 als Vision präsentiert, wird langsam zur Realität. «Durch die Schaffung weltweit vernetzter Medien wird die Heimarbeit zunehmen.» So sind weniger Menschen zu transportieren. Eine weitere Vision kann zusätzlich der Verkehrsreduktion dienen. Wenn sie eintrifft, haben wir das Problem gelöst: «In 50 Jahren hat das Auto jeden Prestigewert verloren. In allen Quartieren werden Fahrzeug-Vermietungen betrieben. Die Verkehrsflächen sind um die Hälfte reduziert, die Grünflächen haben entsprechend zugenommen. Die bessere Lebensqualität durch weniger Lärm und saubere Luft führt zu einem kleineren Mobilitätsdruck. Die Stadtbewohner verbringen ihre Freizeit mehrheitlich in ihrer nächsten Umgebung … Fitness-Zentren haben ihre Tore geschlossen. Die Leute halten sich körperlich fit durch Velofahren auf ungefährlichen Radwegen.» Wer hat wohl diese Version präsentiert? Bei der Visionärin B.M.K. drohen alle Visionen zu zerplatzen. Sie schreibt: «Und manchmal lesen die Grosseltern ihren Enkelkindern die Geschichte vom kleinen Prinzen vor, der sich über die Eile der Reisenden wundert und den Weichensteller fragt, warum die Menschen nie dort sein wollen, wo sie gerade sind, sondern immer woanders. «Man ist nie zufrieden dort, wo man ist», antwortet der Weichensteller. Die Grosseltern nicken und sagen: «So war das vor fünfzig Jahren.» Und Ihre Vision für Stadtbus und den Verkehr 2048?

 


Haymo Empl,
17.4.2016, 115. Jahrgang, Nr. 108.

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