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«Wandzeitung» vom 7.2.2017:

Die selbstbewussten Stadtzürcher sind sehr auf sich selbst fixiert und Winterthurer philantropisch:

zürICH ist nicht wINterthur.

Kürzlich, im Zug von zürICH nach wINterthur, fand auf der elektronischen SBB-Anzeigetafel plötzlich das ICH im Namen der Limmatmetropole meine Aufmerksamkeit sowie das IN in unserer Garten- und Waldstadt wINterthur. Während die Zürcher Kronen der Schöpfung – aus dem hiesigen Blickwinkel – ein bisschen sehr auf sich selbst bezogen wirken und darum als grosses Ich durch die Lande ziehen, fertigt unser guter Boden, für jede philantropische Nase hier, herrlich frische Luft sowie für alle Gaumen leckeren Gänsewein aus der Töss, welcher in Zürich selbstbewusst als herrliches eigenes Aqui-Mineralwasser verkauft wird.

Die Hoffnung besteht, dass die über unserer Stadt stehenden natürlichen Kräfte, allen Menschen vor Ort, ein langes wie erfülltes Leben schenken. Auf unsrem hiesigen gesunden Erdreich von 68,07 Quadratkilometern gibt es nämlich eine poetische, feinsinnige und bescheidene wie gefühlsbetonte Beziehung zwischen der Stadt und den Menschen, die überaus gern hier leben. Wir Heimischen geniessen das Leben: mit innerem Frieden, etwas Demut und in aller Ruhe. Die Genügsamkeit vor Ort verursacht ein angenehmes Leben in empathischem und wenig rechthaberischem Umfeld. In der Regel begegnen wir Besucherinnen und Zaungästen mit herzlicher Bescheidenheit, Freundlichkeit und Charme. Ein iranisches Sprichwort bekräftigt denn auch, dass nicht das Kapital den Menschen reicher macht, der es empfängt, sondern den, der es ausgibt. Wenn wir demnach einem Weiblein oder einem Männlein ein Lächeln abringen können, frohlocken unsere Herzen. Und selbstverständlich haben wir gar nichts gegen die Zürcher, die sind absolut cool. Und wir sind nur ein bisschen anders cool, nämlich eigenwillig.

Unsere kapriziöse Art zeigt sich auch hierdurch, dass wir zumindest derzeit als einzige Grossstadt in der Schweiz keine rot-grüne beziehungsweise linke Regierungsmehrheit im Stadtrat haben. Unser Mehrheitsfall ist nämlich unter den acht gössten Metropolen der Schweiz einzigartig: Seit 2014 und vorweg einer zehnjährigen Phase links-grüner Dominanz regieren derzeit zwei SP-Mitglieder und ein Grüner einerseits, anderseits zwei Freisinnige und je ein CVP- und ein SVP-Politiker. Allerdings könnte sich die Situation schon bald wieder verändern.

Der glücklos agierende Grüne Matthias Gfeller musste als Folge der so benamsten Wärmering-Aphäre zurücktreten. Es ist zwar durchaus möglich, dass ein Mitglied der SP oder der Grünen den freien Sitz gewinnen könnte. Doch die urbane bürgerliche Insel ist bei dieser Zwischenwahl eh gesichert. Einerseits könnte das Kräfteverhältnis nun bei diesen vier Bürgerlichen und drei rot-grünen Linken verharren, anderseits ist es auch nicht ausgeschlossen, dass in wINterthur wieder fünf Mitglieder der FDP, CVP und SVP die Stadt politisch führen. Drei Männer und zwei Frauen wollen am 12. Februar 2017 in den Stadtrat an der Eulach einziehen. Sie alle buhlen um den einen frei werdenden Sitz.

Wie auch immer das politische Kräfteverhältnis nach der Wahl sein wird, es ist allemal auch wieder vor der nächsten ordentlichen Wahl 2018. Unsere Stadt wird indes nicht aus dem Gleichgewicht geraten und ihre bedachte Art und konstruktive Ausstrahlung bewahren. wINterthur bleibt IN.


Guido Blumer,
7.2.2017, 116. Jahrgang, Nr. 38.

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