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«Wandzeitung» vom 31.12.2014:

Schöner blasen:

Blasen? Ja gerne.

Überall wurde an Weihnachten geblasen: Die Heilsarmee blies, der Wind blies, ich blies, Sie bliesen. Nur: Einige klagen, es werde nicht genug geblasen. Wer klagt denn da? Die Blasmusikvereine, die Feldmusiken, die Musikschulen stellen fest, dass wir zu wenig Bläserinnen und Bläser haben. Tatsächlich ist es so, dass ich bei meiner Beratungsarbeit, ich berate Menschen bei der Wahl eines Musikinstruments, viele Jugendliche entscheiden sich eher für Klavier, Gitarre, auch E-Gitarre und Schlagzeug. Sie entscheiden sich für Trompete, Horn, Oboe oder Posaune. Allerdings gibt es einen eigenartigen Trend, vor allem bei Kindern um sechs bis acht Jahren für das Alphorn.

Da ich selber das Alphorn liebe und auch spiele, versuche ich zu vermeiden, dass meine Lust auf meine Kundinnen und Kunden überspringt. Ich bleibe diskret und schubse niemanden in eine bestimmte Richtung, weil ich der Meinung bin, dass jeder Mensch eine ganz bestimmte Affinität für einen Klang und ein Instrument in sich trägt, und nur dies ist der Sinn einer Instrumentenwahlberatung: Zu entdecken, welches denn diese Affinität wirklich ist. Am einfachsten erfährt man dies, indem man die wichtigsten Musikinstrumente einmal ausprobiert und erspürt, was dies in einem auslöst. In den letzen zwanzig Jahren habe ich rund 35 000 Menschen auf- und abgeklärt und dabei festgestellt, dass in sehr vielen Fällen nach einer Probierstunde mit all den Instrumenten klar ist, was man gern hat: Ein oder zwei Musikinstrumente derselben Familie werden dann genannt, und dann geht es nur noch darum festzustellen, ob das auch physisch möglich ist; ein dreijähriger kann noch nicht Saxophon lernen. Wann soll man denn anfangen, ein Instrument zu erlernen? Ein früher Anfang bringt nicht bei allen Instrumenten gleich viel. Aber der Zugang zur Musik, sollte möglichst früh erfolgen, damit das Kind einige Primärerfahrungen machen kann.

Neu in Winterthur – und auch neu im Kanton – ist das Projekt, das der Verein Familiaris am 5. Januar 2015 startet: In den fünf vereinseigenen Kitas wir jede Woche am Vormittag eine Stunde der musikalischen Erfahrung gewidmet. In Gruppen von jeweils zehn Kindern im Alter von zweieinhalb bis dreieinhalb Jahren machen wir Musik mit Djembés, Kindergartenflöten aus Holz und Nasenflöten aus Plastik. Im Zentrum steht der Rhythmus. Der Schweizer Jaques Dalcroze, ein Schüler von Anton Bruckner, hat anfangs des 20. Jahrhunderts eine rhythmisch-musikalische Früherziehung entwickelt, die heute noch aktuell ist und neuerdings von Pro Senectute auch für Senioren propagiert wird. Das ist auch für die Kita-Kinder und für mich ein idealer Einstieg – mit den Flöten fördern wir nicht nur das Melodische, sondern eben gerade auch den Zugang zum Blasen. Aus vielen Flötenspielern werden – hoffentlich – später Bläser in den verschiedenen Registern, sodass die Blasmusiken den gewünschten Nachwuchs erhalten. Das Projekt ist auch deshalb sinnvoll,weil viele Eltern ihren Kindern einen niederschwelligen und einfachen Einstieg in die Musik ermöglichen wollen. – Dann also: Gut Blas fürs 2015!

PS.: wenn Sie «Blasen» mit etwas anderem assoziieren: auch gut!


André Bernhard,
31.12.2014, 113. Jahrgang, Nr. 209.

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