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«Wandzeitung» vom 17.1.2015:

Moderne Kunst:

Au wei! Wei Wei.

Im «Spiegel» lese ich, dass Ai Wei Wei der Star der internationalen Kunstszene ist, dass er auch der schärfste Regimekritiker sei, dass man ihn allerdings nicht deswegen, sondern wegen eines Wirtschaftsverbrechens ins Gefängnis gesteckt habe. Später las man dann, dass es Steuerhinterziehung war. Im letzten Sommer konnte man auf dem Zürcher Paradeplatz auf einem Marmorsofa von Wei Wei Platz nehmen. Ich habe das probiert, nicht sehr lange zwar, weil mein Hintern das dann doch zu kalt und zu hart fand. Ein mächtiges, schweres Stück, hergestellt von den Sklaven von Wei Wei, denn der Künstler legt da nicht selbst Hand an. «Konzeptkünstler» sei er ja. Und überhaupt ein Multitalent: CDs, Filme, Kunstwerke aller Arten stellt er her. Berühmt-berüchtigt wurde er in den 90er-Jahren wegen eines dokumentarisch festgehaltenen Verbrechens gegen die alte chinesische Kunst. Eine wertvolle Vase aus der Han-Dynastie nahm Wei Wei in beide Hände und liess sie aus Schulterhöhe zu Boden donnern. Schätzwert der Vase: zirka eine Million Franken. «Man kann kulturelle Werte zerstören und gleichzeitig neue Kunst erschaffen.» So einfach ist das...

Im Oktober 2014 vollendete ein Maler nun das «Werk» von Wei Wei in Miami. Im Museum waren dort 16 Vasen, alle etwa 2000 Jahre alt, ausgestellt. Wei Wei hatte diese Vasen in seinem Atelier in Industriefarbe getaucht, herausgenommen und die Farbe ablaufen lassen. Der Maler Maximo Caminero nahm so eine Vase vom Podest und liess sie – nach dem Vorbild von Wei Wei – auf den Holzboden fallen, wo sie in tausend Stücke zerbarst. Der aus der dominikanischen Republik stammende Künstler hatte keine Ahnung, wie wertvoll die Vase war, verwahrt sich allerdings gegen den Vorwurf des Vandalismus,«Zertrümmern ist ein gewaltsamer Akt, Fallenlassen ein Akt der Besinnung.» Na ja, so kann man das auch sehen. Ob die Polizei und die Gerichte das auch so beurteilen, ist nicht so gewiss. Caminero drohen fünf Jahre Gefängnis, falls er schuldig gesprochen wird. So wie Wei Wei seine Aktion hat filmen lassen, hat es auch Caminero gemacht: Zwar sagt er, das sei zufällig so gekommen, das Amateurvideo ist dann auch tatsächlich ein wenig verwackelt – mit den Händen in den Hosentaschen schlendert der «Künstler» nach getanem Werk von dannen.

Warum erzähle ich diese Geschichte? Weil vor einem Monat einige dieser Wei-Wei-Vasen am Zürichsee gelandet sind. Das Auktionshaus Sotheby's in London gab 16 Vasen zur Versteigerung frei und eine vermögende Dame hat sie telefonisch ersteigert. Nun kommen leichte Zweifel auf, ob denn diese Vasen – wie im Auktionskatalog beschrieben – 3000 bis 5000 Jahre alt seien. Ich habe sie ansehen dürfen, und sie scheinen eher neu zu sein. Sotheby's wurde um eine Präzisierung der Angelegenheit gebeten, konnte aber nicht anders bieten als die Antwort, sie habe diese Vasen von einer New Yorker Galerie angeboten bekommen. Bei einem Kaufpreis von 720 000 Franken dürfte sich eine C14-Analyse eigentlich lohnen.

Ob das Reintunken von schönen alten chinesischen Vasen wirklich ein Kunstwerk ist? Für mich nicht. Aber auch bei Duchamps Pissoir hatte ich schon meine Zweifel.


André Bernhard,
17.1.2015, 114. Jahrgang, Nr. 17.

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17.10.2022, 15:56 Uhr.

utecusy schrieb:

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