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Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
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«Wandzeitung» vom 21.6.2016:

Die Entstehung des Buches ist überaus faszinierend und quälend, fast wie die menschliche Geburt:

Schreiben ist ein Leben im Paradies.

Sich in einem ästethischen Wohnraum vor den MacBook Pro zu stellen und die Tasten sanft und behände zu berühren, während Vladimir Ashkenazy – Rachmaninovs Concertos 1 bis 4 – in Konzertlautstärke wohlklingend aus dem Panasonic-CD-Gerät intonieren lässt, das ist ein Leben im irdischen Paradies. Der sich weiland Ron Kritzfeld nennende Fritz Kornfeld bezeichnete zwar das Schreiben, als selbstauferlegten Zwang des Denkens. Doch diese spröde Despektierlichkeit passt für mich absolut nicht. Seit ich als Jüngling das ABC entdeckte, verschlinge ich während des Schreibens zauberhafte Klänge und verfasse entzückt, vielleicht auch mal entrückt, was mir grad furios durchs Hirn hastet.

Meine Schreiberei begann, als ich auch während meiner Schulzeit, am Mittag, zwangschlafen musste. Wer bei Verstand ist, weiss: Das geht nicht! Damit der Problempapa nichts von meinem Tun bemerkte, lagen meine drei Lieblingswerkzeuge immer schön unter meiner Bettdecke: Blöckli, Bleistift, Taschenlampe. Zum Formulieren kam vorerst das Summen mannigfaltiger musikalischen Gattungen. Mit einem schätternden Billigradiöli kam später schon mal ein bisschen Entzücken auf, und so schrieb ich meinen ersten Roman: Über Tirass, meinen Stoffboxer, mit dem ich in Gedanken atemberaubende Abenteuer erlebte.

Papier und Bleifeder begleiteten mich jahrzehntelang. Auch während ich die ersten Artikel in die «Winterthurer AZ» schreiben durfte, und ab und an sogar einen Batzen dafür bekam. Es war mir eine Freude, dass ich abrupt der Chef dieses kleinen Unternehmens wurde. Mein Ehrgeiz war es, möglichst viel Textkreationen ins Blatt zu bringen. Das gelang freilich nicht auf Anhieb. Aber, als wir die AZ zum «Stadtblatt» machten, nahmen wir nur noch Eigenleistungen an, unterschiedlicheste Artikel, in vielfältiger Schreibweise. Unserem Tabloid kam viel Anerkennung entgegen. Doch diese Achtung vor dem Produkt brachte über Dauer ganz einfach zu wenig Moneten. Aus die Maus!

Mittlerweile schreibe ich auch heiter für Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz, unsere «Wandzeitung», vor Ihren Augen oder vor dem Computer. Und ich düftelte an einem Buchkonzept, das ich nun leidenschaftlich mit einer emotionalen Geschichte füllte: Zum letzten Durst, auf 302 Seiten, trotz mehrfachen Korrekturdurchläufen mit einem Dutzend Fehlern. Niemand und nichts ist perfekt. Leider!

Irgendwann wurde das Buch in Berlin gedruckt, und die Frage blieb offen, ob es an der Frankfurter Buchmesse lanciert wird. Die Zeit reichte nicht, auch nicht fürs Weihnachtsgeschäft, dann gab’s noch eine Warteschlaufe bis in den Januar. Das gebundene Buch ist nun ausgetrocknet. Logisch. Wer denkt denn an so was? Zum letzten Durst ist vom Verleger der Schweizer Literaturgesellschaft, der grossen deutschen Radiostimme Rodja Smolny, an der Leipziger Buchmesse vorgestellt worden. Noch sind indes keine Rezensionen, also keine kritischen Besprechungen des Buches veröffentlicht worden.

Warten ist meine Stärke nicht, aber ich hoffe nach vielen bejahenden Reaktionen, dass dieser Dichtung-und-Wahrheit-Roman die lesenden Seelen berührt, die Sprache ankommt. Quälendes Abwarten und abwarten und abwarten ...


Guido Blumer,
21.6.2016, 115. Jahrgang, Nr. 173.

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