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«Wandzeitung» vom 27.6.2016:

25 Jahren Mitglied der SP:

Beitrittsmomente.

Ich bin genau seit 25 Jahren Mitglied der SP. Hie und da wird mir die Frage gestellt, was der Grund dafür gewesen sei. Bei mir war es der Krieg im ehemaligen Jugoslawien und die Feststellung, dass Waffenexporte dazu beitrugen, dass das verwendete Waffenarsenal sich auf ein Mehrfaches dessen belief, was die jugoslawische Armee bei Kriegsausbruch besass. Verbunden mit der Tatsache, dass die SP Schweiz just zur selben Zeit ankündigte, eine Waffenexportinitiative zu lancieren. Nun, die Waffenexportinitiative scheiterte an der Urne. Kriege und Flüchtlinge gibt es mehr denn je. Und Waffenexporte – auch aus der Schweiz – sind nach wie vor eine Realität.

Zugegeben, das ist in meinem Falle ein etwas länger zu erklärender Beitrittsgrund. Es gibt bedeutend einfachere, die ein Ereignis zurückgehen: EWR-nein ist so ein Klassiker, Christiane-Brunner-Nichtwahl oder Christoph-Blocher-Wahl zwei andere. Kürzlich hatte ich wieder so einen spontanen Beitrittsmoment. Als am 6. Juni, am Tag nach der deutlichen Zustimmung der Bevölkerung zum beschleunigten Asylgesetz – und somit gegen das SVP-Referendum – der neue CVP-Präsident die Grenzschliessungsdebatte aufnahm und die neue FDP-Präsidentin Rückweisungen nach Eritrea «für zumutbar» erklärte, stiess ich auf Facebook auf einen bemerkenswerten Blogbeitrag mit dem Titel: «Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück: Die Forderungen nach restriktiveren Asylmassnahmen gehen in die falsche Richtung.» Darin wurde auf die freiheitliche Grundidee des Asyls hingewiesen, wonach Flüchtlinge Opposition gegen Staaten leisten, welche die Lebenschancen und die Freiheit ihrer Bürgerinnen und Bürger bedrohen würden. Weshalb Flüchtlinge unsere Sympathie und unseren Schutz verdienen würden. Verfasst wurde der Text von der Operation Libero, selber nach einem einschneidenden Ereignis – dem Ja zur Masseneinwanderungsinitiative – gegründet. Seither beobachte ich diese Gruppierung mit Interesse. In einer Zeit, in der die klassischen Volksparteien einen schweren Stand haben, in dem der konservative Rechtsnationalismus sich als Alternative darstellt, steht diese Gruppierung für liberale und humanitäre Grundsätze, Rechtsstaat und Weltoffenheit. Und dies in einer erfrischenden, zukunftsgerichteten und optimistischen Art. Manchmal braucht es frischen Wind, um festgefahrenen Diskussionen neues Leben einzuhauchen und vor allem auch, um den Menschen aufzuzeigen, dass die Zukunft vor und nicht rechts hinter uns liegt.

Diese Überlegungen, und vor allem der «richtige» Beitrag zum «richtigen» Zeitpunkt führten also dazu, dass ich – in Zeiten von Internet etwas einfacher als damals, als ich brieflich der SP meinen Beitrittsantrag versandte und dann das rote Parteibüchlein erhielt – am 6. Juni der Operation Libero beitrat. Und just am Tag, als ich diese Zeilen verfasste, erschien im «Tages-Anzeiger» eine Carte Blanche von Stefan Schlegel von der Operation Libero mit der wunderbaren Aussage: «Doch Asyl ist nicht bloss ein Gebot der Humanität. Es ist auch eine Investition in individuelle Freiheit: Asyl ermöglicht Opposition.» Der Operation Libero kann ich schlecht ein zweites Mal beitreten. Aber ich nehme es wohl zum Anlass, den Mitgliederbeitrag zu bezahlen.

 


Nicolas Galladé,
27.6.2016, 115. Jahrgang, Nr. 179.

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Standpunkte:

28.6.2016, 14:31 Uhr.

Fredy Künzler schrieb:

... du hast immerhin noch ein rotes Parteibüchlein. Ich bekomme nur noch den PAB-Einzahlungsschein. Dafür jedes Jahr :-)


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