Ein Stück Geschichte macht Platz für die Zukunft:

Die Baracken der Kanti Büelrain.

Ein Ende bietet die Chance für einen Neuanfang. Aber es ist auch immer mit Wehmut verbunden – selbst wenn es sehnlichst herbeigewünscht wird. Schon vor 20 Jahren, als wir die Baracken der Kanti Büelrain betraten und dort Französisch oder Englisch lernten, sprach man vom Abriss unserer Klassenzimmer. Und nun ist es tatsächlich soweit: Die Baracken weichen einem Neubau.

Die Baracken an der Eulach waren quasi das Winterthurer Beispiel für ein Providurium. Seit den 60er-Jahren gingen dort Kantischüler und Lehrer ein und aus. Sie haben sich am Donnerstag im Rahmen der «Baracken Dernière» getroffen und gemeinsam erinnert. An den knarrenden Boden, an den charmanten Innenhof oder an die schrecklich schrille Pausenglocke. An die Vorlesungen im Geschichtsunterricht oder an die manchmal etwas lustigen Geographiestunden.

Dieses Fest zeigt, welch wichtigen Beitrag unser Bildungswesen leistet. Hunderte fanden sich in ihrer ehemaligen Schule ein. Da sassen Ökonomen mit Primarlehrern am Tisch und Sozialwissenschaftler mit Eventmanagern. Die Maturanden von damals stehen heute Mitten im Leben und können immer wieder von ihrer guten Grundausbildung profitieren. Aber die Ausbildung verbindet eben auch. Alte und noch ältere Freunde haben sich getroffen und starteten in Gespräche, als hätten sie bis vorgestern in den Baracken noch gemeinsam die Schulbank gedrückt.

Im April hat der Regierungsrat ein Massnahmenpacket vorgelegt, mit welchem der mittelfristige Budgetausgleich über die Jahre 2013-20 erreicht werden kann. Die Sparbemühungen betreffen auch das Bildungswesen. Weniger Geld führt jedoch nicht unbedingt zu einem schlechteren Bildungsangebot – entscheidend ist ein effizienter Ressourceneinsatz. Die FDP steht ein für exzellente Bildung und Forschung als wichtige Basis für Innovation und Forschung.

Unsere Kantonsräte bringen ihre Vorstellungen im Rahmen der notwendigen Ausgabenreduktion so ein, dass das Bildungsniveau nicht darunter leidet. So muss darüber diskutiert werden, ob es nötig ist, dass jede Mittelschule eine breite Palette an Profilen und Sonderprofilen anbietet, ob die grosse Fächerbreite in allen Profilen bis zur Matur zweckmässig ist oder ob in den höheren Klassen dank Digitalisierung nicht mehr Möglichkeiten zum selbstgesteuerten Lernen oder für Vorlesungen bestehen. Und auch die Bildungsverwaltung, namentlich in den Bereichen Administration und Schulevaluation, sind zu überprüfen.

Zurück an die Kanti Büelrain. Im Sommer fahren nun die Bagger auf und in drei Jahren wird ein schöner Neubau eingeweiht. Auch die Schüler dort werden ihre Erinnerungen haben, werden diese mit Freunden erleben und viele Jahre später teilen. Und sie werden eine hervorragende Ausbildung absolvieren als stabiles Fundament für ihren weiteren Weg.

Carola Etter-Gick,
16.7.2016, 115. Jahrgang, Nr. 198.