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«Wandzeitung» vom 5.7.2016:

Wahrhaftig, die Nerven!

Wenn Menschen das Gesicht verlieren.

Wenn Menschen das Gesicht verlieren, sind es meistens die Seelen, die rebellieren und buchstäblich die Nerven grillieren. Wer kennt nicht das Gefühl, vor Kälte zu schaudern, bis der Körper die Hühnerhaut wieder reguliert; oder die Röte im Gesicht, solange sich das Blut in den Adern überhitzt. Jedes Mal wenn’s passiert, gehen wir andern auf den Geist. Und jedes Mal, wenn wir innerlich erstarren oder den Körper schmelzen, gehen wir uns selber auf den Keks. Wer sind wir? Wer bin ich? Während ich diese Zeilen hoch über den Dächern von Winterthur schreibe, läuten die Glocken der Stadtkirche. Ich weiss, dass ich der Kirche auf den Geist gehe, weil ich andere Linien sehe als den Herrn Jesus Christus, um zu verstehen, was Vernunft bedeutet. Unterdessen habe ich aber gelernt, mir nicht mehr auf den Keks zu gehen, um aus diesem Konflikt heraus durchaus Neues zu denken. Neu für mich? Nein, es sind meine Erinnerungen, die andere erzürnen oder neidisch machen. Die Skepsis ist gross, wenn einer kommt und sagt, er habe Mitleid mit jener Person, sollte es sie je gegeben haben, mittels einer fiktiven Lehre derart unvernünftig missbraucht zu werden. Ja, es ist die Sprache, die uns den Verstand nehmen will, sobald das Bewusstsein in uns erstarrt oder wir uns gewahr werden, dass wir heisse Köpfe kriegen, wenn’s um die Religion geht.

Oftmals ist die Religion aber auch unser Arbeitsplatz. Wenn wir anderen auf den Geist gehen, fühlen wir, dass etwas nicht stimmt. Aber was ist es wohl? Was macht mein Arbeitsplatz mit mir? Bin ich am richtigen Ort, im richtigen Film? Darf ich mir auch mal selber auf den Geist gehen, um dem Burnout zu entfliehen? Immer wieder drängt der Verstand uns aufzugeben, uns anzupassen. Denn wehe dem, der sich selber nicht nur auf den Keks, sondern auf den Geist geht! Wer sich selber auf den Geist geht, fühlt, dass er mit dem Verstand, den er bislang eingeatmet hat, direkt auf seine Vernunft zielt. Er liest im innerlichen Spiegel, wie er sich selber zu erkennen beginnt. Das ist weit mehr als ein Akt des Konflikts, das ist in ihrem Wesen eine Krise. Sie erlaubt sich selber zu schauen und auch die Organisation, in der er oder sie sich bewegt. Wow! Jetzt kommt der Punkt, wo Mensch gefragt ist. Jetzt nämlich entscheidet der Körper, ob die Seele sich unterdrücken lässt oder Hitze und Kälte die Sinne verändern kann.

Burnout ist ein weit verbreitetes Phänomen. Es steht für Kälte aus Erschöpfung. Ein verbranntes Haus wird kalt. Früher waren es die Kuhglocken, die nervten; heute sind es Kirchenglocken. Glocken können nichts dafür, wenn Menschen das Gesicht im Schlaf wahren wollen. Die Glocken streicheln die Seelen. Die einen rufen zurück zur Natur, was insbesondere Stadteier verärgern kann; die anderen erinnern daran, dass die Kirche einer Lehre auf den Leim gekrochen ist, die Burnout erzeugt, sobald die Seele rebelliert und den Körper grilliert. Was grilliert? Die Einsicht, dass nicht unser Verstand entscheidet, was vernünftig ist, sondern die Erkenntnis, sich selber auf den Geist zu gehen, um tatsächlich bei sich und anderen die Nerven wesentlich zu verändern und unmittelbar wahrhaft zu sein.

 

 


Heiner Dübi,
5.7.2016, 115. Jahrgang, Nr. 187.

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