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«Wandzeitung» vom 27.10.2017:

Die Anzahl Armutsbetroffener wird mehr als halbiert:

Armutsreduktion durch Sozialtransfers.

Manchmal lohnt es sich, einen Schritt zurückzugehen, um eine bessere und gesamtheitlichere Übersicht zu erhalten. So ist es auch, wenn man im Hamsterrad dreht, in einem bestimmten, vorgegebenen Takt drin ist. Etwa mit monatlichen Beiträgen für die «Wandzeitung». Wenn ich da also zurückblicke, erkenne ich ziemlich genau, was mich wann in welchem Masse beschäftigte. Etwa 2015 und 2016 die weltweiten Fluchtbewegungen und damit verbunden der Asylbereich. Oder 2014 die gesamte Diskussion um die Sozialhilfe. „Wir befürchten, dass der Berg ins Rutschen kommt“, sagte damals das neu gewählte Co-Präsidium der SKOS, der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe, Therese Frösch und Felix Wolffers. Mittels Umfrage bei allen SKOS-Mitgliedern (alle Kantone, die meisten Gemeinden, viele Fachorganisationen) stellten sich alle Kantone sowie Städte und Gemeinden hinter den Kompromiss, der einige Anpassungen vorsah. Der Bergrutsch war gestoppt – fürs erste zumindest. Denn die medialen und politischen Skandalisierungsmechanismen schliessen nie aus, dass – durchaus stossende – Einzelfälle ein an sich gut funktionierendes Gesamtsystem ins Wanken bringen können. Dabei muss auch festgehalten werden, dass mit ungleichen Ellen gemessen wird: Ein Sozialhilfemissbrauchsfall findet medial eine ganz andere Resonanz als Fälle von Versicherungsbetrug oder Steuerhinterziehung, die im Einzelfall – Promis ausgenommen – eigentlich gar nicht abgehandelt werden. Das schafft auch eine ganz andere Wahrnehmung in der öffentlichen und politischen Diskussion, die dann wieder medial transportiert. Diese sich gegenseitig verstärkende Wechselwirkung trägt dann auch zum Rahmen bei, in der die Diskussion eingebettet ist und geführt wird.

Man spricht also über den Input, aber nicht über die Wirkung. Würde man auf der Marktgasse eine Umfrage machen, würde sich eine grosse Mehrheit besorgt zeigen über die steigenden Sozialkosten, viele wären der Meinung, man sollte dagegen etwas machen. Würde man die Leute fragen, ob man ihrer Meinung nach Armut bekämpfen solle, würden dies die meisten Leute, bejahen. Selbstverständlich ist es richtig, dass man steigende Kosten, darunter auch Sozialleistungen, hinterfragt. Dabei sollte man aber auch die Wirkung, die Einbettung im grösseren Ganzen, den Nutzen einbeziehen. Dies geschieht aber nur selten. Interessant in diesem Zusammenhang ist eine Studie, die das Bundesamt für Statistik im Oktober publizierte. Es wurde gemessen, wie die Armutsquote in der Schweiz durch Sozialtransfers nach AHV, also etwa durch Sozialhilfe, Krankenkassenprämienverbilligungen, IV-Renten, Arbeitslosentaggelder, Familienzulagen etc. verändert.

Das Ergebnis: Die Anzahl Armutsbetroffener wird mehr als halbiert, sie sinkt von knapp 1,3 Millionen auf rund 570 000 Menschen. Die mit Abstand grösste Wirkung wird dabei erzielt bei Paarhaushalten mit Kindern unter drei Jahren oder drei und mehr Kindern: Dort wird die Armutsquote durch die Sozialtransfers um mehr als drei Viertel reduziert. Eine ebenso massive wie erfreuliche Auswirkung – die es in die Diskussion um steigende Sozialkosten einzubeziehen gilt.


Nicolas Galladé,
27.10.2017, 116. Jahrgang, Nr. 300.

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