Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 1.9.2014:

Rapper für Labüsch:

Stadtspielwerk.

Im Rahmen des Jubiläumsjahres «750 Jahre Stadtrecht Winterthur» wurde vor einer Woche das Stadtspielwerk des Duos Chris und Pierre Labüsch auf dem Merkurplatz eingeweiht: Eine elf Meter hohe Eisenplastik mit einer Uhr und verschiedenen Schaukästen, die sich alle zwei Stunden öffnen und bewegte Szenen der industriellen Vergangenheit der Stadt Winterthur zeigen. Das Werk ist eine Hommage an diese Zeiten, Abbild der Tradition der Motoren, Lokomotiven, Ingenieure und Fabrikarbeiterinnen und -arbeiter. Eine imposante Erscheinung auf dem Merkurplatz.

Die kleine Feier im Sommertheater war sehr gut besucht. Grundsätzliches Wohlwollen gegenüber dem Labüsch-Werk war in diesem Kreise selbstverständlich normal. Besucherinnen und Besucher mischten sich nachher auf dem Merkurplatz mit jungen, im Takt wippenden Rappern, welche ihr jährliches Konzert im Stadtgarten durchführten. So wurde die Einweihung des Stadtspielwerkes mit passenden Raps vollzogen, Jung und Alt nebeneinander und miteinander. Wer den ganzen Prozess, von der Idee von Remo Strehler 2006 bis zur Umsetzung durch das Duo Labüsch verfolgt hat, ist geneigt zu seufzen: endlich. Die Idee musste viele Hindernisse überwinden. Örtlichkeit und Dauer wurden immer wieder hinterfragt. Die Finanzierung war unsicher. Während des Projektes wuchs die Zahl der unterstützenden Personen und ein Verein wurde gegründet: www.stadtspielwerk.ch. Alle Beteiligten haben Durchhaltefähigkeit bewiesen.

Bereits im Vorfeld erfüllte das Werk, noch bevor es überhaupt geschaffen war, seinen Zweck: Als Werk in der Öffentlichkeit – aber auf privatem Boden – soll es zu Diskussionen Anlass geben, soll es Anstoss erregen, Fragen aufwerfen. Und in der Tat: Es kam zu heftigen, teils emotionalen Disputen. Das sei keine Kunst, ist die dezidierte Meinung der einen, Labüschs seien Künstler, diejenige der anderen. Nebenbei: Wer bestimmt, was Kunst ist und was nicht?

Dabei ist die Frage, ob es sich beim Stadtspielwerk um Kunst handle oder nicht, gar nicht entscheidend. Den Anspruch, Kunst zu sein, hat es gar nicht und muss es auch nicht haben. Immerhin ist darauf hinzuweisen, dass auch dieses Objekt am Ende eines kreativen Prozesses steht. Es geht vielmehr um die Fragen, kann das Werk den Auftrag erfüllen, an die industrielle Vergangenheit der Stadt Winterthur zu erinnern und neben Rundweg, Stadtgeschichte und Taler ein bleibendes Andenken an das Jubiläumsjahr sein. Spricht es die Bevölkerung an, wird es von ihr angenommen, wird es einen Kosenamen oder gar eine Facebook-Gruppe erhalten, wird es über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.

Ein Indiz dafür, dass es gefallen könnte, ist, dass die Finanzierung durch Sponsoren zu 93 Prozent gesichert ist. Damit konnten neben den Rappern auch die Banker überzeugt werden. Die Crédit Suisse unterstützt das Stadtspielwerk finanziell und die spontane Zusammenarbeit auf dem Merkurplatz zwischen den Verantwortlichen für das Stadtspielwerk und den rappenden Musikern ist ein Zeichen für das Verständnis in der Kulturstadt Winterthur: Nur zusammen sind wir stark.


Michael Künzle,
1.9.2014, 113. Jahrgang, Nr. 88.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.