Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 5.7.2018:

Unsere Entscheidungen finden immer im Körper statt:

Lügen, sich belügen, sich belügend.

Wenn man die schleppenden Veröffentlichungen der Machenschaften in der schweizerischen Post liest, wird einem schon übel. Mir geht es so! Die gesamte ehemalige, vor-ehemalige, vor-vor-ehemalige und heutige Postspitze in Geschäftsleitung und Verwaltungsrat ging davon aus, sie könnte auf der Grundlage des Lügens sich selber belügen und ein sich belügendes System gesellschaftlich, politisch und ökonomisch aufrecht erhalten. Diese Rechnung ging auf! Lügen haben lange Beine. Sie haben so lange Beine, bis auch der heutige Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller das Handtuch werfen wird. Hätte Bundesrätin Doris Leuthard ihren Rücktritt nicht bereits vor der Publikation des Skandals angekündigt, würden die Rücktrittsforderungen auch an ihre Adresse laut.

Es kann nicht sein, kollektiv einen Skandal zu decken, nur weil die nächsten und übernächsten, geistig hochqualifizierten und unter höchsten Anstrengungen und Assessements ausgelesenen Menschen, inklusive die eigene Person, nie für ihre Aufgaben, Funktionen und Rollen geeignet waren - und sind.

Entscheidungen finden immer in unseren Körpern statt. Im Körper treffen die Informationen ein. Gleich mit dem ersten Aufflackern des Postautoskandals wusste ich: Frau CEO Ruoff muss gehen. Ihr Phänomen ist weiter verbreitet als viele sich denken. Wenn der Körper nicht mehr entscheiden kann, beginnen die taktischen Spiele. Alle unsere Entscheidungen tragen wir im Körper mit. Wir brauchen immer einen gesunden Körper, um zu entscheiden; wenn wir nur noch taktieren, sind wir nicht mehr entscheidungsfähig. Algorithmen genesen den Körper nicht.

Wenn ich nicht so entscheide, wie es mein Körper mir sagt, liege ich immer falsch. Mein Körper lügt nie. Das ist meine Stärke, um beispielsweise Lügen im Voraus zu erkennen und zu kommunizieren, was Sache ist. Wir Lebewesen lernen und entscheiden immer nur körperlich. Um sich richtig zu entscheiden, müssen wir Menschen unsere Körper ganz objektiv den Kräften überlassen, die in bestimmten Momenten auf ihn einwirken. Das gelingt jedem, wenn der Körper für die Sendungen von aussen empfänglich ist. Niemand muss seinen Körper durch ein geistiges Bemühen, das nichts anderes als Suggestion ist, lenken wollen. Würde ich meine Aufmerksamkeit, Auslese, Einstellung und Anpassung mit Fragen, Befehlen oder Suggestionen verwechseln, so würde ich die Tätigkeiten des Entscheidens mit geistigem Bemühen vertauschen.

Genau das, was bei der Post passiert ist, geschieht im Grossen wie im Kleinen: Unsere Zivilisation hat ein Problem. Wir können aus lauter Stress und Abfall im Kopf weder lernfähig spüren, noch beratungsfähig fühlen; wir können nicht beharrlich denken, noch folgebewusst atmen. Wir vergessen vor lauter Tricks und Bildung, dass wir von Haus aus seelische Wesen in einem biologischen Körper sind. Das Problem dieser geschulten, oft auch medizinischen Bildung ist, dass wir - auch hier in Winterthur - nicht einmal fähig sind zu entscheiden, wenn es bereits zu spät ist.

Doch wer zu spät kommt, so ein berühmtes Zitat, den bestraft das Leben.

 


Heiner Dübi,
5.7.2018, 117. Jahrgang, Nr. 186.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.