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«Wandzeitung» vom 1.11.2017:

Allerheiligen, Allerseelen und Halloween:

Totentanz im November.

Der Monat November steht auf der Beliebtheitsskala im Jahreskreis nicht an erster Stelle. Düster, neblig, trüb und traurig sind typische Adjektive für diesen Monat. Dazu passt auch, dass der Monat im christlichen Kalender mit zwei Gedenktagen an Verstorbene beginnt:

Allerheiligen und Allerseelen. Und dies teilweise schon seit dem 4. Jahrhundert nach Christus. Es sind Feiertage, an welchen den Heiligen und aller Verstorbenen gedacht wird.

Meine Eltern besuchten früher mit uns Kindern an diesen Tagen immer Friedhöfe, wo unsere verstorbenen Angehörigen begraben waren. Und wir waren nicht alleine: Ich erinnere mich, dass jeweils sehr viele Menschen die schön geschmückten Gräber besuchten.

Ab und zu waren wir an diesen Feiertagen auch am Abend dort: Dunkelheit wurde zwar durch viele brennende Kerzen gebrochen. Schatten und unbekannte Geräusche liessen aber eine unheimliche Stimmung aufkommen. Und dann waren die armen Seelen auch noch irgendwo in der Nähe ... Gottlob waren die Eltern dabei.

Dass die Lebenden der Toten gedenken, hat etwas Beruhigendes an sich. So dürfen auch wir davon ausgehen, dass die Zurückgebliebenen an uns denken, wenn wir nicht mehr auf dieser Welt sind. Wir gehen nicht vergessen. Zumindest in den nächsten Jahren nicht.

Indessen halten sich heute die Besucherzahlen auf Friedhöfen in Grenzen. Sie nehmen tendenziell eher ab. Und dies regt zum Nachdenken an. Wie gehen wir in Zukunft mit den Verstorbenen um? Wann waren Sie, liebe Leserin, lieber Leser, letztmals an einer Trauerfeier, einem Dreissigsten, einem Jahrzeit oder auf dem Friedhof? Stellen wir uns dem Thema «Tod»?

Wenn wir die Gedanken daran verdrängen und die Verstorbenen vergessen, wenn wir keine Zeit mehr haben, ihnen zu gedenken, uns von ihnen zu verabschieden, machen wir uns selber ärmer.

Die Auseinandersetzung mit dem Tod hilft einem beim Älterwerden, beim Abschied nehmen, bei der eigenen Vorbereitung auf das Lebensende. Wenn wir uns diesbezüglich schonen, haben wir es schwerer damit.

Leider werden diese Tage seit ein paar Jahren durch den kommerziellen Trend aus Amerika, Halloween, dominiert. Es werden Horrorfilme gezeigt, Horrorparties gefeiert, Horrorkostüme verkauft, etc. Alles, um eine gruselige und unheimliche Stimmung zu schaffen – was letztendlich viel Geld einbringt.

Die unheimliche Stimmung kann man auch auf dem Friedhof erleben. Gedenken wir dort den Verstorbenen und geniessen die Ruhe. Willkommen, November!


Michael Künzle,
1.11.2017, 116. Jahrgang, Nr. 305.

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Standpunkte:

3.12.2017, 17:23 Uhr.

Haymo Empl schrieb:

Es ist eindrücklich, was unser Stadtpräsident zum Thema "Tod, Abschied nehmen" darlegt. "Wir gehen nicht vergessen", meint er und relativiert "Zumindest in den nächsten Jahren nicht". Wir gehen viel schneller vergessen und das ist ausserfamiliär auch kein Problem. Politiker sollten sich bewusst sein, dass sie sehr schnell in Vergessenheit geraten. So kann man nach dem eigenen Gewissen handeln ohne daran zu denken, was die Menschen wohl in fünf Jahren denken.


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