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«Wandzeitung» vom 1.12.2015:

Im Land der aufgehenden Sonne:

Respekt als Lebensmaxime.

Ich habe kürzlich Tokio besucht, eine einwohnermässig 90 mal grössere Stadt als Winterthur. Eine Weltstadt wie Berlin, Rom oder New York, mit höher gelegter Stadtautobahn, einem weitverzweigten U-Bahn-Netz und der pünktlichsten Eisenbahn der Welt. Die Menschen-Massen gilt es zu transportieren. Ziel der Reise war die Kontaktaufnahme mit japanischen Unternehmerinnen und Unternehmern, die an einem Firmensitz im Wirtschaftsraum Zürich-Winterthur interessiert sind. Dies vor dem Hintergrund des stadträtlichen Strategiezieles, bei uns massiv mehr Arbeitsplätze zu schaffen.

DMG Mori, der weltweit grösste Werkzeugmaschinenhersteller aus Japan, hat mit seinem im Herbst 2014 eröffneten Europasitz in Winterthur die Türen in Japan geöffnet. Der Geschäftsführer Masahiko Mori berichtet in Japan, wie gut er durch die Standortförderung Winterthur und die Stadtverwaltung betreut wurde, wie schnell er zu einer Baubewilligung kam, wie er in kürzester Zeit vom Flughafen Zürich in Winterthur ankam und wie gross das Kulturangebot in unserer Stadt sei. Er ist Fürsprecher für Winterthur, was unserer Sache sehr viel Auftrieb verleiht. Das Interesse der japanischen Unternehmer ist gross. Nebenbei erkenne ich mit Stolz: Der Europasitz von DMG Mori in Winterthur ist bedeutend grösser und imposanter als der Hauptsitz in Tokio. Eine klare Botschaft, die wir gerne zur Kenntnis nehmen. Zumal wir eine über 150-jährige Tradition im Handel und Austausch mit Japan haben.

Aufgefallen sind mir in Japan zwei Dinge: Sauberkeit und Respekt. Diese Weltstadt ist so was von sauber. Dies bei neun Millionen Menschen und ohne drakonische Strafen anzuwenden. Grund dafür ist die japanische Kultur: Diese lässt Littering kein Thema sein. Denn respektvoller Umgang bedeutet auch, dass kein Zigarettenstummel den Weg auf den Boden findet, kein Papierchen im Park zurückgelassen wird. Man denkt sich: Gut, da ging kürzlich eine Putzkolonne vorbei. Mitnichten. Man macht das einfach nicht.

Der allgegenwärtige Respekt ist auch andernorts erkennbar. So wird beispielsweise das Austauschen der Visitenkärtchen regelrecht zelebriert. Man hält die Visitenkarten mit zwei Händen, übergibt diese mit einer tiefen Verneigung und liest sie vor den Augen des gegenüber stehenden Partners. Anschliessend legt man sie vor sich auf den Tisch und steckt sie nicht etwa in die Jackentasche.

Uns erlauben sie – zurück in Winterthur – den grössten Teil der wichtigen Nachbearbeitung zu erledigen. Das Nachhaken ist intensiv und wir stellen weitere Kontakte her und machen Termine für Delegationsbesuche in Winterthur ab. In Gesprächen sind die Japaner sehr höflich und zurückhaltend. Vertrauen muss man sich aufbauen. Ist das gelungen, sind sie verlässliche Partner.

Unterstützt wurden wir in Tokio von der Schweizer Botschaft. Die hat das Programm zusammengestellt, ihr Netzwerk spielen lassen, uns mit den wichtigen Wirtschaftsvertretern zusammengebracht und uns selbst in der knappen Freizeit auch noch betreut. Professionell und wirksam. Nach Winterthur kam ich mit der Erkenntnis: Unsere westliche Gesellschaft muss die Kultur des gegenseitigen Respektes wieder aufbauen, wenn sie eine verheissungsvolle Zukunft haben will. Ein Generationenprojekt.


Michael Künzle,
1.12.2015, 114. Jahrgang, Nr. 335.

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