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«Wandzeitung» vom 14.3.2018:

Frauen verdienen weniger als Männer:

Milchbüechlirechnung.

Eine Frau verdient in ihrem Arbeitsleben 45 Jahre lang – bei einem durchschnittlich angenommenen Arbeitspensum von 50 Prozent – monatlich 300 Franken weniger als ein Mann. Dafür erhält sie nach ihrer Pensionierung bei einer Lebenserwartung von weiteren 22 Jahren monatlich 50 Franken mehr Rente. Macht sie damit ein gutes Geschäft? Was wie eine Rechnung für Mittelstufenschülerinnen und -schülern tönt, ist ein realer Vorschlag, der derzeit auf nationaler Ebene im Parlament diskutiert wird. Der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen betrug 2014: 17,5 Prozent. Der durch Qualifikation, persönlicher Merkmale, beruflicher Stellung und ausgeübtem Beruf, Branchenzugehörigkeit oder Region erklärbare Anteil beträgt 10,1 Prozent, der nicht erklärbare Anteil 7,4 Prozent oder – bei einem 100 Prozent Pensum – rund 600 Franken pro Monat. Im Laufe ihres Arbeitslebens verdienen Frauen also bei einem durchschnittlichen Arbeitspensum von 50 Prozent 162 000 Franken weniger als Männer. Die CVP will nun diesen Lohnnachteil der Frauen mit 50 Franken mehr AHV wettmachen. Bei einer Lebenserwartung von weiteren 22 Jahren würden die Frauen gesamthaft 13 200 Franken mehr Rente erhalten. Die CVP schlägt diese Rentenerhöhung für Frauen als Alternative zum Vorschlag des Bundesrates vor, der grosse Unternehmen dazu verpflichten wollte, die Löhne ihrer Angestellten zu analysieren mit dem Ziel, Lohndiskriminierungen aufzuspüren. Es gibt verlässliche Hinweise, dass eine solche Massnahme greift und Lohnunterschiede in Unternehmen verkleinert werden. Dieser recht zahme Vorschlag wurde von der gesamten FDP, SVP und allen männlichen CVP-Vertretern an die zuständige Kommission zurückgewiesen mit dem Ziel, die Sache zu verschleppen und zu verwässern.

Die Vermischung der Forderung nach Lohngleichheit mit der Altersrente ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht der Frauen, sondern auch der Männer. Mit diesem Vorschlag zementiert die CVP die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen geradezu und benachteiligt gleichzeitig Männer mit niedrigen Altersrenten, die kein Geschenk von 50 Franken, von Gnaden der Politik erhalten.

Frauen brauchen keine Geschenke, schon gar nicht von bürgerlichen Politikern. Frauen sollen für vergleichbare Arbeit gleich viel verdienen wie Männer und in ihrem Arbeitsleben selber Rückstellungen für ihre Rente machen können, die ihnen ein würdiges Leben nach der Pension erlaubt. Dafür braucht es von Seite des Staates und der Wirtschaft einerseits griffige Massnahmen, die die unerklärbaren Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen beseitigen. Andererseits braucht es weitere Schritte, die die erklärbaren Lohnunterschiede durch bildungs-, wirtschafts- und gesellschaftspolitische Massnahmen verkleinern: Förderung der Arbeitstätigkeit der Frauen, nicht nur in Kleinstpensen, Förderung von Karrieremöglichkeiten auch in Teilzeitpensen, weitere Massnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wenn dies verwirklicht wird, verstehen Frauen auch, dass die Angleichung des AHV-Alters der Frauen an das Rentenalter der Männer eine gleichstellungspolitisch faire Lösung ist.


Regula Keller,
14.3.2018, 117. Jahrgang, Nr. 73.

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