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«Wandzeitung» vom 1.7.2016:

In Schönheit ausgeschieden:

Fussball bringt den Sommer.

Enttäuschte Gesichter, Konsternierung, Fassungslosigkeit, hilflose Begründungen und Analysen. Es hilft alles nichts: Die Schweizer Nationalmannschaft ist an der Fussball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich ausgeschieden. Ein verschossener Penalty hat es ausgemacht. Und dies trotz eines sensationellen Fallrückzieher-Tors von Shaqiri – dem bis anhin schönsten Tor des Turniers, einer überlegenen 2. Halbzeit und einer noch dominanteren Verlängerung gegen Polen. Es hat nicht sollen sein. Die traurigen Fussballhelden schleichen sich förmlich nach Hause. Es gibt keinen Empfang am Flughafen Zürich-Kloten, was weitere enttäuschte Fans hinterlässt. Auch eine Woche nach dieser bitteren Niederlage werden die Wunden geleckt. Aber wir dürfen uns auch bedanken bei unserer Fussball-Nati. Die Spieler haben guten Fussball gezeigt, haben sich im Turnier gesteigert, haben für Gesprächsstoff gesorgt – mit schlechter Qualität der Trikots – und uns auch viel Freude gemacht. Das heisst, mit einer Einschränkung: Mit Ausnahme von drei Spielern hat jeweils niemand aus der Mannschaft die Nationalhymne gesungen. Etwas, was man in der kommenden WM-Ausscheidung ändern könnte. Vielleicht klappt’s dann auch mit den Viertelfinals. Das Interesse an Fussball könnte grösser nicht sein: Die noch zahlreicher gewordenen Public Viewings in Winterthur zeigen, dass der Trend, sich Fussballspiele gemeinsam anzusehen, immer noch anhält. Kollektives Fussballvergnügen und gemeinschaftliches Feiern ist immer noch attraktiv. Und stolz dürfen wir Winterthurerinnen und Winterthurer sein, dass wir das schweizweit grösste Public Viewing bei uns in der Mehrzweckanlage Teuchelweiher haben und das Schweizer Fernsehen diesen stimmungsvollen Ort auch entdeckt hat. So wird der Name unserer Stadt auch auf diesem Weg in die ganze Schweiz hinausgetragen. Und das tut in diesen Zeiten gut. Sehr gut.

Die Europameisterschaft sorgt für eine schöne Stimmung in der Stadt. Am frühen Abend schon sind die Arbeitsplätze vielerorts verwaist, die Mitarbeitenden machen zeitiger Feierabend und besuchen eine Public Viewing-Zone oder eine EM-Stube. Die Leute sind lockerer drauf und mancher Small Talk fällt leichter. Es gibt immer einen gemeinsamen Nenner mit viel Gesprächsstoff: die Fussball-EM. Über die Leistung eines Teams oder eines Schiedsrichters lässt sich lange diskutieren. Handwerkerinnen, Lehrer, Banker, Schülerinnen, Studenten, Städtische Mitarbeitende, Professorinnen, Pöstlerinnen und Verkäufer. Alle können mitreden, mit analysieren. Alle machen sich eine Meinung, nicht nur Alain Sutter.

Diese positive Grundstimmung, dieser Wille, sich auf Gespräche einzulassen, die Art, wie man miteinander umgeht, miteinander diskutiert, unverkrampft Meinungen austauscht, dürfte gerne – weit über die Fussball-Europameisterschaft hinaus – noch lange andauern. Diese gelassene, lockere Fussballstimmung führt uns in die Sommerferien. Man wird auch dann noch über diese Fussball-Europameisterschaft in Frankreich sprechen, am Strand, in einer Stadt oder in den Bergen. A propos Sommer: Wir sind zwar früher als erhofft ausgeschieden, aber wir haben gemäss Umfragen den EM-schönsten Spieler, nämlich Yann Sommer, Torhüter unserer Schweizer Nati.


Michael Künzle,
1.7.2016, 115. Jahrgang, Nr. 183.

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